Quo vadis Mainframe

Jörg Holm  /  24.02.23  /  Managed Services

 

Schreib doch  mal einen Blogartikel über Deine Arbeit. So lautete der Auftrag für mich. Was sich einfach anhört, wollte aber nicht so einfach gelingen. Drum habe ich erst mal andere Blogeinträge gelesen.

Nun soll es gelingen und doch wird es wohl nicht der erwartete Blogbeitrag, keine konkrete Beschreibung meiner Tätigkeit, das spare ich mir für spätere Artikel.

Ich will hier eine Lanze brechen, für ein unterschätztes, sehr altes Urgestein der Informatik, welches weiterhin gebraucht wird und sicher auch noch viele Jahre/Jahrzehnte mehr.

Mein tägliches Geschäft ist der Mainframe, nicht das Programmieren, sondern das Administrieren und am Laufen halten. Stelle ich mir den Leser jetzt vor, weiß ich ziemlich genau, was die meisten denken. Auf so einer „alten Kiste“ arbeiten, so was braucht doch keiner mehr, das ist doch schon seit Jahren oder besser Jahrzehnten „out“.

Und da komme ich auch zu meiner eigenen Geschichte und meinem Weg zum Mainframe, zur Administration.

Mein Studium an der Fachhochschule in Flensburg habe ich in der ersten Hälfte der 90er Jahre absolviert und ja, auch da hieß es, der Mainframe ist nur noch ein Relikt aus einer Zeit, in der man es nicht besser wusste und konnte. Es sollte jetzt doch alles besser werden mit Client-Server-Landschaften, „echten“ Programmiersprachen und alles bunt. Allerdings lief die eigene Fachhochschulverwaltung seinerzeit noch auf einer BS2000, auf der auch die Studenten programmierten, in Fortran(!).

Das Ende meines Studiums führte mich dann auch kurz in die UNIX/Windows-Welt, also genau zu dem, was angesagt war, Client-Server-Anwendungen, geschrieben mit einem Softwareentwicklungstool, damals ganz heiß und innovativ.

Nach nur wenigen Monaten wechselte ich Ende des letzten Jahrtausends die Firma. Eine kleine Beratungsfirma in Kiel mit gut zwanzig Mitarbeitern, von denen die meisten für die Lufthansa tätig waren, Miles&More war unser Geschäft, viele werden sich erinnern, eines der ersten großen Bonuspunkte-Systeme auf dem Markt, der Rest kann ja mal Google fragen.

Miles&More war konzipiert für den Mainframe, es mussten viele Informationen aus der ganzen Welt zusammengetragen werden, um jedem Mitglied seinen Flug individuell gutzuschreiben. Es mussten auch anderen Systemen Daten zur Verfügung gestellt werden, damit eine entsprechende Abrechenbarkeit möglich war. Und schließlich musste festgestellt werden, ob sich Mitglieder qualifiziert haben, um einen höheren Status zu erreichen. Alles sehr anspruchsvolle Aufgaben, die in der Menge und Qualität nur auf dem Mainframe abzubilden war.

Das war mein Einstieg in den Mainframe, in die Administration von Datenbanken, in den Betrieb von Anwendungen mit Online und Batch.

Mittlerweile ist das ein Vierteljahrhundert her und ich bin immer noch auf dem Mainframe unterwegs, lerne nach wie vor jeden Tag Neues.

Um es kurz zu machen, ich habe vor drei Jahrzehnten gehört, der Mainframe ist ein Auslaufmodell und denke, er wird, Stand heute, auch noch in drei Jahrzehnten da sein.

So ein Mainframe steht für Evolution, nicht für Revolution, steht für Weiterentwicklung, ohne aber den Kontakt zur Geschichte zu verlieren.

Es stimmt, viele haben den Mainframe verlassen, aber viele sind auch geblieben und so manche Anwendungen laufen seit Jahrzehnten, sprich, da laufen Programme in Sprachen, die es seit vielen Jahren gibt und so manches wurde seit Jahren auch nicht verändert. Im Übrigen war und ist das Betreuen solcher Anwendung ein wichtiger Bereich der Consist.

Leider ist allerdings zu sagen, dass die Zahl derer, die den Mainframe beherrschen, immer weniger werden, weil sehr viele jetzt in Rente gehen oder gegangen sind. Und da das Image systematisch in den Keller gequatscht wurde, kommen nur wenige nach.

Und hier komme ich zurück auf meine Kernaussage „eine Lanze brechen“, zum einen ist der Mainframe noch lange nicht tot, zum anderen bietet der Mainframe eine echte Karrierechance, weil wohl dauerhaft Mainframer gesucht sein werden.

Also, es fühle sich hier jeder aufgerufen mal in den Mainframe reinzuschnuppern, ob das nicht vielleicht was wäre.

Zum Schluss eine kleine Aussicht: Im nächsten Blog werde ich auf die Administration von einem ADABAS/Natural-System eingehen.